Emilia Rennert-Jellema als Integrationslotsin geehrt

30 ehrenamtlich aktive Integrationslotsinnen und -lotsen in Wiesbaden geehrt – darunter auch Emilia Rennert-Jellema vom Internationalen Zentrum Friedberg

Ein großer Tag für 30 WIR-Lotsinnen und Lotsen, ihre Angehörigen und die Projektkoordination. Sie waren am 1. Juli ins Schloss Biebrich in Wiesbaden eingeladen, um bei der Würdigung der 30 ausgewählten Personen dabei zu sein. Jedes Lotsen-Projekt konnte stellvertretend für das Team eine Person benennen – aus Friedberg vom Internationalen Zentrum war es Emilia Rennert-Jellema. Aus den Händen von Sozial- und Integrationsministerin Heike Hofmann erhielt sie eine Urkunde, von Staatssekretärin Katrin Hechler Blumen. Das Schloss Biebrich bildete für die schöne Veranstaltung einen besonderen Rahmen.

Bereits seit 2014 ist Emilia Rennert-Jellema mit verschiedenen Angeboten in der Flüchtlingshilfe tätig: z.B. als Patin oder bei der Kinderbetreuung, damit die Eltern Deutsch lernen können. 2017 absolvierte sie beim Internationalen Zentrum Friedberg die Basisqualifizierung, um die Geflüchteten bei der Integration noch besser zu unterstützen. Seit Jahren organisiert sie in Zusammenarbeit mit der VHS Wetterau Sprachkurse. Als Dozentin liegen ihr insbesondere Analphabeten am Herzen, vor allem die, die nie eine Schule besucht oder eine Schriftsprache erlernt haben.

„Die Lotsinnen und Lotsen zeichnet aus, dass sie für andere Menschen einstehen und sich ihrer Probleme, Sorgen und Ängste annehmen. Dafür benötigt man Kraft, Ausdauer und Wissen – und vor allem: viel Herz“, so die Integrationsministerin Heike Hofmann. Die engagierten Freiwilligen helfen Geflüchteten und Neuzugewanderten in Hessen bereits seit 2005 beim Ankommen in den Kommunen und Kreisen, erleichtern den gesellschaftlichen Zugang und ermöglichen Teilhabe. So unterstützen sie nicht nur durch ihre vielfältigen Sprachkenntnisse bei der Überwindung von Sprachbarrieren, sondern informieren darüber hinaus auch über wichtige Alltagsfragen. Der jährliche Festakt zur Würdigung des ehrenamtlichen Engagements im Rahmen des WIR-Landesprogramms findet seit 2016 statt, somit war es in diesem Jahr die neunte Auflage.

Ehrenamtliche Integrationslotsen Emilia Rennert im Portrait

„Es sind die kleinen Schritte, um unabhängig zu werden, wie das Fahrradfahren lernen.“

„So viele schöne Geschichten waren es, welche ich in den letzten elf Jahren erlebt habe“, erzählt Emilia Rennert-Jellema. Sie strahlt, wenn Sie darüber spricht. Seit über zehn Jahren begleitet sie Geflüchtete, seit 2017 ist sie ehrenamtliche Integrationslotsin beim „Internationalen Zentrum Friedberg“.

Dass Sie bei ihrer Arbeit Menschen ins Herz schließt, scheint für Emilia Rennert-Jellema eine Selbstverständlichkeit zu sein: „Eine syrische Familie, deren Kinder wie unsere Enkelkinder sind“, erzählt sie, „und deren Vater eine Ausbildung als Aufbereitungsmechaniker Naturstein als zweitbester in Hessen abschloss!“. Das macht Emilia Rennert-Jellema stolz und glücklich.

Als Dozentin des Sprachförderprogramms der Hessischen Landesregierung „Deutsch4U“ hat sie sich das Ziel gesetzt, die Sprachförderangebote zu stärken. Besonders aber unterstützt sie Analphabeten, vor allem die, die bisher keine Schriftsprache erlernen konnten: „Es gibt einige Primäranalphabeten, welche noch nie eine Schule besucht haben. Sie erhalten zwar 2.000 Stunden Unterricht, was viel klingt. Aber das ist zu wenig. Ich verstehe, dass der Staat das nicht leisten kann, das fängt das Ehrenamt auf“.

Emilia Rennert-Jellema unterstützt Familien aus vielen Ländern der Welt, aus Äthiopien, Somalia, Eritrea, Syrien, Irak, Georgien, Ukraine… Ihre Antwort auf die Frage, was diese Familien brauchen, übt Kritik: „Sie benötigen vor allem Unterstützung, um Fuß fassen zu können, unbedingt aber auch, dass man sie annimmt“. Unsere Gesellschaft kann mehr dafür tun, dass Geflüchtete sich angenommen fühlen, so ihre Meinung und Vorstellung davon, was eine Jede und ein Jeder beitragen kann, damit Integration keine Einbahnstraße ist. „Es sind die kleinen Schritte, um unabhängig zu werden, wie das Fahrradfahren lernen. Wir zeigen die Möglichkeiten auf und geben ein wenig Unterstützung, aber das muss gar nicht viel sein“, was klingt, als möchte sie Hürden abbauen oder Berührungsängste, die uns im Weg stehen, beiseite wischen. Vor allem aber wünscht sie sich, „dass wir einfach offen sind“ und mit kleinen Gesten den Menschen freundlicher begegnen. Auch darin braucht es nicht viel, meint sie: „Manchmal reicht auch nur ein ‘Guten Morgen‘!“.

Und dann muss sie los, zum Spielkreis für ausländische Kinder, den Frau Jellema-Rennert eingerichtet hat und „Spiel Spaß Sprache“ nennt – „damit Kinder nicht den Druck von der Schule erhalten, sondern sie mit mir Deutsch lernen können“.

Stellungnahme Marion Götz, 1. Kreisbeigeordnete des Wetteraukreises zum Integrationslotsenprojekt des IZF:

„Ein bedeutsamer Faktor zur Verbesserung der Teilhabe.“

„Die Verbesserung der Teilhabechancen findet lokal statt und wird durch den persönlichen Kontakt wesentlich verstärkt. Daher ist die Arbeit der Integrationslotsen ein bedeutsamer Faktor zur Verbesserung der Teilhabe im Wetteraukreis. Wir unterstützen das Internationale Zentrum Friedberg bei der Umsetzung des Projekts, da wir von der Bedeutung dieser Maßnahme überzeugt sind, und danken ihm und allen Integrationslotsen für ihre wichtige Arbeit.“     

Marion Götz, Kreisbeigeordnete Jugend & Soziales

Gut zu wissen!

Die Arbeit der Integrationslotsinnen und -lotsen wird von kommunalen, kirchlichen und gemeinnützigen Projektträgern nach den Bedarfen vor Ort geplant, organisiert und durchgeführt. Das Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales bezuschusst im Rahmen des Landesprogramms WIR Qualifizierungsmaßnahmen und Aufwandsentschädigungen.