Auch in Friedberg Hessen gibt es Wohnungsnot
Steigende Mieten und endlos lange Wartelisten bei den Wohnungsbaugesellschaften bedrohen Menschen mit Obdachlosigkeit oder hindern Flüchtlinge daran, aus den Unterkünften auszuziehen und sich endlich ein eigenes Leben aufzubauen. Wohnungsbau allein reicht nicht, die Bedürfnisse zu befriedigen und kann auch nur langfristig gedacht sein und umgesetzt werden. Hinzu kommt die zusätzliche Versiegelung von Boden, die das Klima weiter anheizt und den Bauern fruchtbaren Boden für die Produktion von Lebensmitteln raubt.
In der Friedberger Altstadt gibt es noch eine besondere Situation: Extrem verdichtete Wohnnutzung bis hin zur Vermietung einzelner Matratzen. Verwahrlosung von Häusern und Wohnungen durch mangelnde Instandhaltung und Renovierung. Gleichzeitig stehen in Friedberg viele Wohnhäuser und Wohnungen leer bzw. werden von nur wenigen oder Einzelpersonen genutzt.
Die prekäre Situation der meisten Altstadtbewohner*innen und was mit ihnen geschehen soll, wenn die Altstadt aufgewertet wird, ist eine wichtige Frage, sollte das in näherer Zukunft mal in Angriff genommen werden. (Stichwort: Ausgleich der Auswirkungen von Gentrifizierung). Das muss unbedingt mitgedacht werden, denn eine Aufwertung ginge ja nur mit einer Reduzierung der Bewohnungsdichte in den Häusern und dann müssen die Leute irgendwie was anderes finden, das sie auch noch bezahlen können.
Die THM hat in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Studentenwerk Gießen schon einige Konzeptionelle Grundzüge für freiwillige Wohnraumbewirtschaftung erarbeitet, für die das Studentenwerk auch Personal zur Verfügung gestellt will. (Siehe mitgeschickter Artikel aus der WZ) Gleichzeitig will die Stadt Friedberg bei den Gewerbetreibenden an der Kaiserstraße aktiv werden, um diese attraktiver zu machen. Es finden also schon einige Aktivitäten statt, bei denen die Hausbesitzer an ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen erinnert werden sollen.
Wie könnte das bezüglich Wohnraummanagement aussehen:
Die Stadt schafft eine „Stabsstelle Wohnraum“ oder beauftragt die städtische Wohnungsbau oder einen anderen gemeinnützigen Träger damit. Deren Aufgabe ist es dann, Besitzer von leerstehenden Häusern und Wohnungen zu ermitteln und herauszufinden, woran es für eine mögliche Wohnnutzung hapert. Sie stellt Sozialarbeit zur Verfügung, die versucht, Hindernisse aus dem Weg zu schaffen und beim Abschluss von Mietverträgen zu helfen. Dazu gehört auch eine Beschwerde- und Schlichtungsstelle bei Konflikten.
Das könnte eine Aufgabe für den Bauverein „Eigener Herd ist Goldes Wert“ bzw. den, den es mit der „Friedberger Wohnungsbaugesellschaft“ ja möglicherweise schon gibt. Es kommt immer auf die Aufgabenstellung an, die in einer solchen Institution von der Stadt zugewiesen würde und sicher auch auf eine finanzielle und personelle Ausstattung. Und die müsste lauten: Bezahlbarer Wohnraum für alle in Friedberg.
Dieses Projekt legt ein Programm und Öffentlichkeitsarbeit für Wohnungstausch auf, das alleinstehenden Rentner*innen in großen Häusern und Wohnungen dabei hilft, geeigneten, kleineren Wohnraum im Austausch zu ihrem bisherigen Wohnraum zu finden. Der kann dann größeren Familien oder Wohngemeinschaften zur Verfügung gestellt werden. Kleinere Wohnungen könnten auch durch Aufteilung von größeren Wohnungen oder geeigneten Häusern entstehen. Hier wäre Zusammenarbeit mit Architekten wichtig. Beim Abschluss der Mietverträge hilft die Kommune wie oben beschrieben bzw. von der THM und Studentenwerk Gießen vorgeschlagen. Gerade Rentner*innen haben erhebliche Angst, Fehler zu machen und in Konflikte mit Mietern zu geraten, mit denen sie überfordert sind.
Weiter wäre durch Felduntersuchungen ein Leerstandkataster zu erstellen, mit dem leerstehende Häuser gelistet und kartographiert werden. Auf dessen Grundlage werden die Besitzer*innen herausgefunden und kontaktiert, um herauszufinden, woran es hapert, diese dem Wohnungsmarkt wieder zuzuführen. Gibt es Gesetze, mit denen Spekulation verhindert oder eingeschränkt werden kann? Kann man Fristen setzen, innerhalb derer eine Nutzung erfolgen sollte? Und das immer mit Angeboten, bei der Beseitigung eventueller Hindernisse zu helfen.
Auch Vernetzung mit der Fachstelle Migration des Wetteraukreises für die Unterbringung von Flüchtlingen wäre wichtig, um Flüchtlingen, die teilweise schon 10 Jahre und länger in Flüchtlingsunterkünften leben, Wohnraum anbieten zu können. Dort gibt es seit Jahren eine Wohnungslotsin, ebenso wie beim Jobcenter.
Auf diese Weise könnte Wohnraum relativ kurzfristig aufgetan werden, der momentan dem Markt nicht zur Verfügung steht. Davon gibt es eine Menge, auch hier in Friedberg. Wichtig ist dabei, dass behutsam vorgegangen wird, damit nicht von „Zwangsbewirtschaftung“ wie nach dem Krieg gesprochen werden kann. Da wäre eine aufklärende Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Dem Verfassungsgrundsatz: „Eigentum verpflichtet“, muss in dieser sich noch verschärfenden Notsituation wieder Leben eingehaucht werden, denn dieser Baustein wäre eine unerlässliche Ergänzung zu Mietpreisbremse und Wohnungsneubau.
Johannes Hartmann
Hier der Artikel aus der Wetterauer Zeitung zur Zusammenarbeit von Technischen Hochschule Mittelhessen und Gießener Studentenwerk:
Friedberg mobilisiert privaten Wohnraum für den Hochschulstandort
Die Technische Hochschule Mittelhessen (THM) baut ihr Angebot am Standort kontinuierlich aus, was zu einem spürbaren Anstieg der Studierendenzahlen führen wird. Um diesem Trend zu begegnen, möchten die Stadtverwaltung Friedberg und das Studierendenwerk Gießen gemeinsam neue Wohnangebote erschließen. Ziel ist es, bislang leerstehende oder bislang nicht vermietete Wohnungen für Studierende nutzbar zu machen.
Vermieterinnen und Vermieter profitieren von der Kooperation zwischen Stadtverwaltung und Studierendenwerk in mehrfacher Hinsicht: Als Vertragspartner tritt nicht die einzelne Studentin oder der einzelne Student auf, sondern das Studierendenwerk Gießen selbst. Dadurch sind nicht nur gesicherte Mieteinnahmen garantiert, sondern auch ein professionelles Management inklusive Möblierung, Hausmeisterdiensten und Qualitätssicherung. Eigentümer können ihre Immobilie für einen festen Zeitraum zur Verfügung stellen und erhalten diese in einem sehr guten Zustand zurück. Der logistische und personelle Aufwand für die Verwaltung bleibt vollständig beim Studierendenwerk. Einzige Voraussetzung: Die Mietkonditionen müssen im Rahmen bleiben, um die Wohnplätze für Studierende bezahlbar zu halten.
Bürgermeister Kjetil Dahlhaus sieht in der Kooperation eine echte Chance für alle Beteiligten: „Friedberg ist eine Stadt der Bildung und dazu gehört auch, dass junge Menschen hier guten, bezahlbaren Wohnraum finden. Wir wollen nicht nur kurzfristige Engpässe überbrücken, sondern gezielt Flächen aktivieren, die bislang ungenutzt sind. Wer mit dem Studierendenwerk zusammenarbeitet, erhält nicht nur einen verlässlichen Vertragspartner, sondern trägt aktiv zur Zukunft unserer Stadt bei.“
Gero Lottermann, Geschäftsführer des Studierendenwerks Gießen, hebt die Vorteile für Eigentümerinnen und Eigentümer ebenfalls hervor: „Vermieterinnen und Vermieter profitieren von einer unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk Gießen. Wir übernehmen die Vertragsabwicklung, bieten flexible Laufzeiten und sorgen für verlässliche Mieteinnahmen. Eigentümer können sich auf ein professionelles Management verlassen, mit deutlich weniger Aufwand als bei einer Eigenvermietung. Gleichzeitig entsteht durch ihr Engagement dringend benötigter Wohnraum für Studierende in Friedberg.“
Gesucht werden möblierte Einzelapartments oder WG-geeignete Mehrzimmerwohnungen. Wichtig ist, dass die Wohnungen für Studierende finanziell tragbar sind. Die Serviceleistungen des Studierendenwerks – inklusive Möblierung und Hausmeisterdiensten – werden über eine Servicegebühr abgegolten, die in die Mietkalkulation einfließt.
Interessierte Vermieterinnen und Vermieter können sich direkt an das Studierendenwerk Gießen wenden:
Kontakt
E-Mail: wohnraum-fb@stwgi.de
Telefon: 0641 40008-350
Web: www.stwgi.de