Pfarrerin Susanne Domnick – Unersetzlich für christliches Wirken in unsere Gesellschaft

Regelrecht geschockt waren wir beim Internationalen Zentrum Friedberg von der Nachricht, dass Pfarrerin Susanne Domnick sich nicht ganz freiwillig eine neue Wirkungsstätte sucht (suchen muss?). Für uns ist sie bis heute immer die „offene Tür“ der evangelischen Gemeinde Friedberg in die Gesellschaft hinein. Sie ist ein sehr aktives Mitglied des IZF und hat mit christlichem und erfrischend feministischem Ansatz viele Aktionen und Veranstaltungen angestoßen und sich aktiv daran beteiligt.

Ja, und jetzt im Mai 2020 ist sie nicht mehr hier, sondern arbeitet in einer Gemeinde in Frankfurt Ginnheim weiter. Das ist zwar nicht aus der Welt, aber ihr fehlendes Wirken hinterlässt in Friedberg eine große Lücke! Und das Internationale Zentrum Friedberg verliert ein aktives Mitglied mit viel Engagement und Initiative.

Das umfasste den gesamten Flüchtlingsbereich von praktischer Hilfe für Flüchtlinge über die Unterstützung des Runden Tisches für Flüchtlinge in Friedberg bis hin zu Veranstaltungen, bei denen das von vielen hingenommene oder ignorierte Sterben von Menschen auf dem Mittelmeer in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden sollte. Zu nennen sind hier die Ausstellungen über die Situation der Flüchtlinge auf der Flucht und in den Lagern entlang der Flüchtlingsrouten und die kleinen Figuren aus schwarzer Pappe, die in der Stadtkirche aufgehängt wurden und immer an die sich daraus ergebende Verpflichtung für humanes Handeln erinnern sollten. Auch das Projekt „Gesichter der Wetterau“ hatte einen Monat lang Platz in der Stadtkirche und zeigte Gemeinde und Besucher*innen die Vielfalt der in unserer Gesellschaft friedlich zusammenlebenden Menschen.

Sie kümmerte sich darum, dass der Runde Tisch für Flüchtlinge, der ja keine festen Organisationstrukturen und schon gar keine Räumlichkeiten hatte, im ehemaligen Kindergarten Kaiserstraße Flüchtlingen eine Nähgruppe und eine Fahrradgruppe anbieten konnte. Auch Spenden und das Spendenkonto des Runden Tisches laufen über das evangelische Gemeindebüro. Die Steuerungsgruppe des Runden Tisches trifft sich regelmäßig bei ihr im Wohnzimmer. Der Flüchtlingstreff fand in der Anfangsphase auf dem Stadtkirchenplatz und bei schlechtem Wetter in den hinteren Kirchenräumen der Kirche ein Domizil. Sie unterstützte aktiv den Aufbau des Umsonstladens, der für eine nachhaltige Wiederverwendung von ausrangierten Gebrauchsgegenständen durch oft mittellose Menschen sorgt. Eine Infoveranstaltung für von Abschiebung bedrohten Afghanen konnte im Gemeindezentrum West stattfinden. Sie nahm Flüchtlinge ohne Wohnung in das Gemeindehaus auf, in dem sie wohnt, und organisiert das Kirchenasyl für Menschen, die von Abschiebung in menschenunwürdige Verhältnisse bedroht sind. Für uns ist sie ein fast unglaubliches Vorbild und Beispiel für gelebte Nächstenliebe ohne Wenn und Aber, das man sonst nirgends so finden kann. Natürlich wäre dieses Handeln ohne die Unterstützung von Gemeindemitgliedern und Gemeindevorstand nicht möglich. Wir sind Susanne Domnick und allen, die mit ihr zusammen arbeiten und gearbeitet haben, sehr dankbar.

Susanne Domnick sorgte dafür, dass die Schülervertretungen von Wetterauer Schulen in der Stadtkirche und auf dem Stadtkirchenplatz eine große Veranstaltung gegen rechten Hass und Gewalt durchführen konnten. Für sie sind die Lehren aus Faschismus und zweitem Weltkrieg, die sich in dem Begriff „Wehret den Anfängen“ zusammenfassen lassen, keine leeren Worthülsen. Sie ist ein sehr politischer Mensch und weiß, dass Humanität und Frieden sich nur in einer demokratischen Gesellschaft und durch eine auf diese Ziele ausgerichtete Politik sowie das persönliche Engagement von Vielen umsetzen lassen.

Dies sind nur einige Beispiele für ihr Wirken, denen noch zahllose weitere hinzugefügt werden können. Für uns ist es ein Trauerspiel, dass Gemeindevorstand und Dekan diesem Wirken nicht mehr folgen können und mit Susanne Domnick eine Frau gehen lassen, die wir als ein Vorbild und in Friedberg unersetzbar für christliches Wirken in die Gesellschaft hinein ansehen. Wir vermissen sie sehr!